Awareness beim RFTOA

Warum Awareness-Arbeit?

Wenn viele Menschen aufeinandertreffen, kommt es leider immer wieder zu diskrimierendem oder übergriffigem Verhalten – davon sind Festivals selbstverständlich nicht ausgenommen. Häufig bleibt dieses Verhalten im öffentlichen Raum unkommentiert und ohne Konsequenzen, was zu Unsicherheit und Angst führen kann, insbesondere für BIPoC, FLINTA* und LGBTQIA*. Oft fehlt es an Bewusstsein und Handlungsstrategien für übergriffige Situationen.

Awareness bedeutet Achtsamkeit. Es geht darum, ein Bewusstsein und eine Sensibilität für Probleme zu entwickeln. Das schließt ein respektvolles Miteinander und gegenseitige Unterstützung ein.

Unsere Position

Die drei Grundprinzipien der Awareness-Arbeit sind:

  • Konsens: Nein heißt Nein. Nur Ja heißt Ja. Individuelle Grenzen werden respektiert.
  • Definitionsmacht: Was ein Übergriff ist, wird von der betroffenen Person selbst definiert.
  • Parteilichkeit: Die Wahrnehmung der betroffenen Person wird nicht infrage gestellt – Solidarität steht an erster Stelle.

Unser Ziel ist es, mit Euch ein Festival zu feiern, bei dem sich alle Menschen akzeptiert und wohl fühlen können. Das gilt unabhängig von Geschlecht/geschlichtlicher Identität, Sexualität, Hautfarbe, Religion, Alter, ethnischer Zugehörigkeit oder Fähigkeiten. Eine friedliche und freundliche Atmosphäre gehört für uns selbstverständlich dazu. Rock for Tolerance toleriert keinen Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, Lookism, Ableism, Ageism oder andere Formen der Diskriminierung.

Klar ist für uns: In diesem Gebiet befinden wir uns alle auf einer Lernreise. Niemand kann von Beginn an alles richtig machen, weder Ihr noch wir. Das erwartet auch niemand. Umso wichtiger ist es aber, dass wir gemeinsam über diese Themen sprechen. Dazu bieten wir Gelegenheit in den Social Media ( ) und auf unserem Festivalgelände.

Unser Awareness-Team

Um vereinsintern und auch beim Festival darüber zu sprechen, haben wir in diesem Jahr ein (divers aufgestelltes) Awareness-Team gebildet. Hier sollen Eindrücke von BIPoC, LGBTQIA*, FLINTA*+ und Menschen mit Behinderung gemeinsam reflektiert werden und mit Ideen aus Seminaren, Projektarbeiten, aktuellen Forschungsständen, akademischen Diskursen und praktischen Erfahrungen aus der Gleichstellungsarbeit zusammenfließen.

Das Team befasst sich mit Aspekten aus den Bereichen Gleichstellung, Diversität, Geschlechteridentität und Themen wie kultureller Aneignung und sexueller Belästigung. Wir kommunizieren unseren Code of Conduct mit allen Beteiligten am Festival und erwarten, dass er von Zuschauer*innen, Crew, Künstler*innen und unseren Partner*innen gleichermaßen eingehalten wird.

Booking

Unsere Bandauswahl erfolgt seit mehreren Jahren durch ein Gremium, an dem sich jede Person beteiligen kann, die daran teilnehmen möchte. Das Gremium ist bisher in den Bereichen der Geschlechtsidentität und des Alters divers aufgestellt. Auch hier wollen wir vielfältiger werden und perspektivisch BIPoC und Menschen mit Behinderung zur Teilnahme ermutigen.

Alle Bewerbungen werden durch dieses Gremium anhand mehrerer Kriterien gerankt. Dabei werden z.B. auch kritische Backgrounds oder problematische Textinhalte gecheckt. Eines der Auswahlkriterien ist die Beteiligung von FLINTA* in den Music Acts.

In unserem Line-up für das Rock for Tolerance Open Air 2023 findet ihr 50% der Bands mit FLINTA* Beteiligung. 36% aller Bands sind female fronted. Perspektivisch ist unser Ziel, mindestens 50% female fronted Bands auf der Bühne zu feiern.

Unseren Code of Conduct teilen wir beim Booking auch mit den Bands.

Infos zum Booking und den Auswahlkriterien

Auf dem Gelände

Auf dem Festivalgelände erkennt ihr das Awareness-Team an Armbinden in den Regenbogenfarben, beschriftet mit dem Buchstaben ‚A‘. Es gibt einen geschützten und durch Security gesicherten Safer Space. Zugang erhaltet Ihr, indem Ihr Euch am Awareness Point an das Team wendet.

Solltet Ihr in einer übergriffigen Situation nicht in der Lage sein, zum Awareness Point zu kommen, könnt Ihr jede Person aus der Festival-Crew, Security (oder vom Sanitätsdienst) mit der Codefrage „Ist Luisa hier?“ ansprechen. Alle Beteiligten werden dahingehend sensibilisiert. Ihr werdet ohne weitere Nachfragen aus der Situation herausgeholt und mit Begleitung in einen geschützten Bereich gebracht, wo sich weiter um Euch gekümmert wird.

Zum Gelände selbst: Unser Festival Ground besteht im Wesentlichen aus einer flachen Wiese, die von Menschen, die Rollstühle nutzen, befahren werden kann. Es gibt keine geschützte Rollstuhlfahrer*innen-Tribüne, aber direkt vor der Bühne einen Bereich, in dem Menschen mit Rollstühlen von Security vor dem Pogo geschützt stehen können. Gespräche mit den Betroffenen haben gezeigt, dass dies bei unserer momentanen Festivalgröße eine gute Lösung ist.

Eine ebenerdige, festinstallierte Toilette befindet sich in ca. 100m Entfernung zur Bühne. Auf dem Weg müssen zwei abgesenkte Bordsteine befahren werden. Eine Person aus dem Awareness Team kann Dich dorthin begleiten, wenn Du das möchtest.

Auf dem Gelände gibt es freie Sitzmöglichkeiten. Falls Du Medikamente dabeihast, die gekühlt werden müssen, kannst Du das Awareness-Team oder die Crew ansprechen.

Für fotosensible Menschen: Insbesondere bei den späteren Acts gibt es eine Lightshow, die eventuell stroboskopische Lichteffekte nutzt.

Ausstellung sozialer/integrativer Projekte

Seit dem ersten Rock for Tolerance im Jahr 2016 gehören sie fest zu unserem Festival: Vertreter*innen von verschiedensten sozialen, integrativen und nachhaltigen Projekten, Vereinen und Institutionen informieren am Festival-Samstag an Infoständen über ihre Tätigkeiten.

Für 2023 dürfen wir u.a. das Queere Zentrum, das EPIZ Göttingen und den Frauennotruf auf dem Gelände begrüßen.

Hier bietet sich die niedrigschwellige Gelegenheit, über wichtige Awareness-betreffende Themen wie z.B. kulturelle Aneignung und diskriminierende Sprache in den Austausch zu kommen. Auch hier gilt: Austausch und Offenheit sind zentral für uns.

Ausstellen beim RFTOA


Code of Conduct

Achte auf Dich und andere

Mache für Dich selbst und andere Gebrauch vom Awareness-Point oder der Codefrage „Ist Luisa hier?“, wenn Dir diskriminierendes oder übergriffiges Verhalten auffällt.

Wenn Dir eine Person auffällt, die Hilfe benötigt, sieh nicht weg. Wende Dich an die Security, das Awareness-Team oder die Crew. Du wirst in dieser Situation nicht allein gelassen.

Tolerance rocks

Handle so, dass alle Menschen auf dem Festival sich wohlfühlen können und durch Dich nicht beeinträchtigt werden. Dazu gehört in jedem Fall, dass Du bei Alkohol Dein Limit kennst.

Be Excellent to Each Other

Hass-Symbole und ähnliches sind auf dem Gelände nicht willkommen. Ebenso wie respektloses und übergriffiges Verhalten wie ungewollte Kommentare, unerlaubtes Fotografieren und Filmen von Menschen, Catcalling oder andere Belästigungen.

NUR JA HEIßT JA

Handle nach dem Konsens-Prinzip. Alle Handlungen und Interaktionen finden ausschließlich im Einverständnis aller Beteiligten statt.